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HAP Grieshaber, 1964
„Der Maler Erich Mansen kann zeichnen. Seine Feder verwandelt Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, Feuer und Wasser in Zeichnungen. Diese Zeichnungen haben Form und Leben. Wie sie leben, ist ein Teil ihrer Form. Die Kunstfigur taucht plastisch aus der Bewegung und dem Licht der Linien auf, sie bleibt im Gedächtnis. Metamorphose von Landschaft, Tier und Mensch.
Jetzt wissen wir auch wieder – denn wir vergessen es dauernd – was eine Zeichnung ist. Mag sein, jemand erinnert sich an eine Zeichnung einer Bergwand von Dürer im Goethe-Nationalmuseum. Der Strich ist dort manchmal ebenso oft präzis und ungeduldig zugleich und immer genau abgewogen zur ausgesparten Fläche. Oder man denkt an eine Zeichnung von Paul Klee, die wie Pfeile übers Blatt schießt. Auch die Zeichnungen Picassos aus Antibes mit ihrem fast peinlichen Licht fallen einem wieder ein.
Alle, die vor dem Zeichnen Angst haben, können sie für einen Augen-Blick verlieren. Jene unheilvolle Angst, mit der uns das schlechte Gewissen der Zeichenlehrer einmal verfolgt hat. Erst zwang man uns zum sturen Abschreiben nach der Natur, dann sollten wir Abbreviaturen auswendig lernen, und zuletzt sollten wir mit Elementen der Zeichenkunst spielen. Aber die Kunst wiederholt nichts, kürzt nicht ab und man spielt nicht mit ihr. Der Künstler ist nicht eine besondere Gattung Mensch, jeder Mensch aber ist eine besondere Gattung Künstler, sagen die Inder. Wer zeichnen will, muss sich musisch verhalten!
Erich Mansen geht uns als Zeichner ein Stück des Weges voraus durch sein Kunst.“
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